Fail-God

Warum scheitern gut ist

Phase 1: Warm-Up und Sicherheit schaffen (15-20 Minuten)

Begrüßung durch die höchste anwesende Führungskraft: „Wir sind heute hier, um aus unseren Fehlern zu lernen, nicht um jemanden bloßzustellen. Jeder Fehler, den wir teilen, macht uns als Team stärker.“

Die goldenen Regeln:

  1. Was hier geteilt wird, bleibt hier (außer es wird explizit anders vereinbart)
  2. Keine Schuldzuweisungen oder Blame
  3. Fokus auf Lernen, nicht auf Rechtfertigung
  4. Respekt für den Mut zur Offenheit
  5. Fragen sind willkommen, Urteile nicht

Ice-Breaker-Übung: „Mein harmlosester Fail dieser Woche“ Jeder teilt in 30 Sekunden einen kleinen, harmlosen Fehler. Das senkt die Hemmschwelle für die größeren Stories.

Phase 2: Die Hauptgeschichten (60-90 Minuten)

Format pro Geschichte (15-20 Minuten):

Minuten 1-8: Die Story erzählen

  • Situation: Was war der Kontext?
  • Entscheidung: Was habe ich getan?
  • Ausgang: Was ist passiert?
  • Gefühle: Wie ging es mir dabei?

Minuten 9-12: Reflexion

  • Was habe ich gelernt?
  • Was würde ich anders machen?
  • Welche Systeme haben versagt?

Minuten 13-15: Team-Input

  • Verständnisfragen aus dem Publikum
  • Ähnliche Erfahrungen anderer
  • Gemeinsame Learnings

Optimal: 3-4 Geschichten pro Event Mehr überforderuert, weniger ist zu oberflächlich.

Phase 3: Integration und Commitment (20-30 Minuten)

Collective Learning harvesting:

  • Was sind die 3 wichtigsten Erkenntnisse des Abends?
  • Welche Muster erkennen wir?
  • Welche Systemverbesserungen können wir ableiten?

Future-Commitment:

  • Was nehme ich persönlich mit?
  • Welches „mutige Experiment“ werde ich nächste Woche wagen?
  • Wie können wir uns gegenseitig unterstützen?

Networking und informeller Austausch: 15-20 Minuten bei Snacks/Getränken für vertiefende Gespräche.

Die 6 Erfolgsfaktoren für deine erste FuckUp Night

Erfolgsfaktor 1: Leadership buy-in und Vorbildfunktion

Ohne Leadership geht nichts.

Was du als Führungskraft tun musst:

  • Erste Geschichte selbst erzählen – gehe mit gutem Beispiel voran
  • Öffentliche Unterstützung zeigen – kommuniziere den Wert
  • Bei Rückfragen Schutz bieten – stehe hinter deinem Team
  • Learnings in Entscheidungen integrieren – zeige praktische Relevanz

Beispiel-Story einer Führungskraft: „Vor zwei Jahren habe ich entschieden, unser CRM-System ohne ausreichende Team-Beteiligung zu wechseln. Ich dachte, ich spare Zeit. Das Ergebnis: 6 Monate Chaos, frustrierte Mitarbeiter und 30% Produktivitätsverlust. Was ich gelernt habe: Effizienz ohne Team-Buy-in ist eine Illusion.“

Erfolgsfaktor 2: Sichere Speaker für den Start gewinnen

Die ersten Speaker entscheiden über Erfolg oder Misserfolg.

Ideale erste Speaker:

  • Respektierte Teammitglieder mit natürlicher Autorität
  • Menschen, die grundsätzlich offen und reflektiert sind
  • Personen mit konkreten, lehrreichen Fail-Stories
  • Mix aus verschiedenen Hierarchieebenen

Speaker-Briefing (2 Wochen vorher):

  • Story entwickeln: Situation-Handlung-Ausgang-Learning
  • Emotional authentisch bleiben, ohne zu überdramatisieren
  • Systemfehler fokussieren statt Personenschuld
  • Konkrete Learnings ableiten, keine vagen Aussagen

Erfolgsfaktor 3: Räumliche und emotionale Atmosphäre

Der Rahmen bestimmt die Offenheit.

Räumliche Gestaltung:

  • Kreis oder Halbkreis statt klassisches Auditorium
  • Gemütliche Atmosphäre mit warmem Licht
  • Informelle Sitzordnung – Hierarchien durchmischen
  • Flipcharts für Learnings – Visualisierung hilft

Emotionale Sicherheit schaffen:

  • Moderations-Stil: Empathisch, nicht juristisch
  • Zeit und Raum geben für Emotionen
  • Aktives Zuhören modellieren statt sofort Lösungen suchen
  • Dankbarkeit ausdrücken für jeden mutigen Beitrag

Erfolgsfaktor 4: Professionelle Moderation

Ein guter Moderator macht den Unterschied zwischen Disaster und Durchbruch.

Moderations-Skills für FuckUp Nights:

  • Psychologische Sicherheit schaffen und halten
  • Bei Schuldzuweisungen sanft aber bestimmt intervenieren
  • Emotionen auffangen ohne Therapie zu betreiben
  • Learnings herausarbeiten ohne zu bewerten
  • Zeit im Blick behalten ohne zu hetzen

Kritische Moderations-Momente:

  • Wenn jemand andere beschuldigt: „Lass uns beim eigenen Lernen bleiben“
  • Wenn Emotionen überkochen: „Das bewegt dich sehr. Sollen wir kurz pausieren?“
  • Wenn zu wenig gelernt wird: „Was nimmst du aus dieser Erfahrung mit?“

Erfolgsfaktor 5: Follow-up und Integration

FuckUp Nights ohne Follow-up sind verschwendete Energie.

Sofortiges Follow-up (48h):

  • Learnings dokumentieren und an alle senden
  • Speaker wertschätzen – persönliche Dankesnote
  • Feedback einholen: „Wie war das für dich?“

Mittelfristiges Follow-up (4 Wochen):

  • Systemverbesserungen umsetzen basierend auf Learnings
  • Erfolgsgeschichten teilen: Wo haben die Learnings geholfen?
  • Nächste FuckUp Night terminieren – Kontinuität ist wichtig

Langfristiges Follow-up (3 Monate):

  • Kulturveränderung messen: Werden mehr Probleme früher gemeldet?
  • Neue Speaker gewinnen für kommende Events
  • Format anpassen basierend auf Erfahrungen

Erfolgsfaktor 6: Authentische Stories mit echtem Lernwert

Nicht jeder Fehler eignet sich für eine FuckUp Night.

Kriterien für gute FuckUp Stories:Echter Misserfolg mit spürbaren Konsequenzen
Persönliche Verantwortung wird übernommen
Konkretes Learning ist erkennbar
Relevanz für andere ist gegeben
Emotionale Authentizität ohne Überdramatisierung

Ungeeignete Stories: ❌ Oberflächliche „Fehlerchen“ ohne Konsequenzen
❌ Geschichten, die andere bloßstellen
❌ Situationen ohne erkennbares Learning
❌ Zu private oder intime Themen
❌ Rechtlich sensible Angelegenheiten

Häufige Fallstricke und wie du sie vermeidest

Fallstrick 1: „Keiner traut sich zu sprechen“

Ursachen:

  • Zu wenig Vertrauen im Team
  • Führung zeigt keine Verletzlichkeit
  • Keine sichere Atmosphäre

Lösungen:

  • Du erzählst die erste Geschichte
  • Starte mit kleinen, harmlosen Fails
  • Nutze externe Moderation für mehr Neutralität

Fallstrick 2: „Es wird zur Jammerrunde“

Ursachen:

  • Kein Fokus auf Learnings
  • Schwache Moderation
  • Selbstmitleid statt Selbstreflexion

Lösungen:

  • Klare Struktur: Was-Warum-Learning
  • Aktive Moderation mit Lernfokus
  • Positive Future-Orientation

Fallstrick 3: „Führung nutzt es gegen Mitarbeiter“

Ursachen:

  • Mangelndes Vertrauen in Leadership
  • Schlechte Erfahrungen mit Offenheit
  • Keine klaren Vertraulichkeits-Regeln

Lösungen:

  • Leadership zeigt zuerst Verletzlichkeit
  • Klare Vereinbarungen über Vertraulichkeit
  • Beweise durch Handeln, nicht nur durch Worte

Sofort-Umsetzung: Deine erste FuckUp Night in 4 Wochen

Woche 1: Grundlagen schaffen

  • Leadership-Team überzeugen und commitment sichern
  • Deine eigene Fail-Story vorbereiten
  • Grundsätzliche Bereitschaft im Team abfragen

Woche 2: Planung und Vorbereitung

  • 2-3 Speaker gewinnen und briefen
  • Termine, Raum und Catering organisieren
  • Kommunikation starten: Warum machen wir das?

Woche 3: Feinschliff

  • Mit Speakern Stories durchgehen
  • Moderation vorbereiten oder externen Coach buchen
  • Letzte Kommunication an alle

Woche 4: Durchführung und Follow-up

  • FuckUp Night durchführen (2-3 Stunden)
  • Sofortiges Feedback einholen
  • Learnings dokumentieren und teilen

Varianten für verschiedene Teamgrößen

Kleine Teams (5-15 Personen):

  • Intimere Atmosphäre, tiefere Gespräche möglich
  • Jeder kann eine kleine Story teilen
  • 90 Minuten reichen aus

Mittlere Teams (15-50 Personen):

  • Standard-Format mit 3-4 Hauptgeschichten
  • Breakout-Sessions für tiefere Diskussion
  • 2-2.5 Stunden einplanen

Große Teams (50+ Personen):

  • Auditorium-Style mit professioneller Moderation
  • Live-Voting für Questions
  • 2.5-3 Stunden mit längeren Pausen

Der langfristige Kulturwandel

Nach 6 Monaten regelmäßiger FuckUp Nights siehst du:

  • Probleme werden früher gemeldet
  • Teams experimentieren mutiger
  • Blame-Culture wird durch Learn-Culture ersetzt
  • Innovation steigt messbar an

Nach 12 Monaten:

  • Fehlerkultur ist zur Normalität geworden
  • Mitarbeiter moderieren selbst FuckUp Nights
  • Kunden bemerken die verbesserte Fehlerbehandlung
  • Dein Unternehmen wird zum Vorbild für andere

Fazit: Mut zur Imperfektion als Wettbewerbsvorteil

Scheitern sichtbar machen ist kein Selbstzweck – es ist eine Investition in die Lernfähigkeit deines Teams. In einer Welt voller Unsicherheit haben nur die Organisationen einen Vorteil, die schneller lernen als andere.

FuckUp Nights sind der systematische Weg dahin. Sie verwandeln individuelle Misserfolge in kollektive Intelligenz. Sie machen aus Fehlern Features.

Dein nächster Schritt: Überlege dir eine Fail-Story aus deiner eigenen Führungslaufbahn. Eine Geschichte, die anderen helfen könnte. Das ist dein Türöffner für eine neue Fehlerkultur.

Denn die Teams, die ihre Fehler verstecken, werden von denen überholt, die aus ihnen lernen.

Bereit für deine erste FuckUp Night?

Gerne unterstütze ich dich und dein Team dabei. 

vortrag peter godulla

Keynote:
Warum Scheitern gut ist

Inspirierende, erhliche Impulse über Scheiterkultur und Innovation – mit Humor, Haltung und konkreten Beispielen aus der Praxis.

Ideal für: Führungskräftekonferenzen, Kulturwandel-Initiativen, HR-Events, Behördenweiterbildung.

peter godulla gruene wirtschaft workshop

Workshops:
Fehlerkultur gestalten

Interaktive Workshops für Teams und Führungskräfte, um eine offene Fehlerkultur zu etablieren und gemeinsam an Lösungen zu arbeiten.

Ideal für: Change-Prozesse, HR-Programme, Führungskräfteentwicklung.

peter-godulla-fuckup-night-hamm

Inhouse:
FuckUp-Events

Moderation und Konzeption von internen Formaten, um Offenheit zu stärken, Silodenken abzubauen und eine konstuktive Fehlerkultur zu leben.

Ideal für: Kulturwandel, Förderung von Innovation und Verantwortungsgefühl.

  • All Posts
  • Fehlerkultur
  • FuckUp-Stories
  • Führung & Vertrauen
  • General
  • Inspiration
  • Praxis & Methoden
  • Psychologische Sicherheit

Schreibe einen Kommentar